Advantage: Linux

Vorteil: Linux
Was macht Linux gegenüber anderen Betriebssystemen vorteilhafter?

Das nun seit rund 30 Jahren existierende Betriebssystem GNU/Linux (kurz: Linux) hat gegenüber seinen Mitkonkurrenten, insbesondere Windows, sehr viele Vorteile, die teilweise auf dem ersten Blick gar nicht ersichtlich sind.

Ich versuche das in diesem Artikel, den ich analog als Vortrag auf unserem Linux Presentation Day (LPD) am 13.11.2021 in Meschede gehalten habe, mal genauer zu beschreiben…

1 ?

Ich starte mit einer Frage:

Was erwartet ein Kunde eigentlich von einem Dienstleister, Handwerker, …?

Da fallen einem sicherlich insbesondere folgende Punkte ein:

  • gutes Preis- Leistungsverhältnis,
  • Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit,
  • Offenheit und Transparenz,
  • Flexibilität,
  • Sicherheit,
  • Unterstützung,
  • Wartungsfreundlichkeit,
  • Wertbeständigkeit, Nachhaltigkeit,
  • Unabhängigkeit,
  • „keine Schnüffelei“.

Linux ist ebenfalls ein Dienstleister bzw. Handwerker; es erledigt den Betrieb Ihres/Eures Rechners wie oben beschrieben und schnüffelt nichts aus, sowie man auch erwartet, dass der Handwerker in Abwesenheit nicht nebenher z.B. das Schlafzimmer durchsucht.

Weiß man, welche Daten z.B. Windows alle erfasst? Nicht umsonst gibt es einige Programme, mit deren Hilfe man in Windows einiges, aber auch nicht alles abschalten kann, was in den Bereich „Datenerfassung“, ja „Schnüffelei“, fällt.

Ich meine hier nicht die Datenerfassung über einen Browser sondern über das Betriebssystem selbst.

Vertrauen Sie/Vertraut Linux:

Quelle: https://publicdomainvectors.org/en/public-domain/

2 Linux ist überall

Auch wenn man Linux nicht kennt, kommt man mit diesem Betriebssystem dennoch täglich in Kontakt.

Man findet Linux u.a. auf/in

  • Smartphones (Android),
  • Smartwatches,
  • Smart TVs,
  • Tablets,
  • Spielekonsolen,
  • Küchen- und Hausgeräten,
  • Autoelektronik,
  • Navigation,
  • Automatisierungssteuerungen,
  • medizinischen Geräte,
  • Netzwerkgeräte, Router,

Linux ist das führende, dominierende Betriebssystem für Server und Webserver, speziell im Internet, die schnellsten Supercomputer laufen unter Linux und auch der Mars wurde „erobert“ (https://linuxgizmos.com/nasas-martian-helicopter-runs-linux/).

3 Allgemeine Informationen

3.1 Geschichte

Der Vorläufer von Linux war das Betriebssystem Unix, dessen genaue Entwicklungsgeschichte man hier nachlesen kann: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_von_Unix.

Daraus entwickelte Andrew S. Tanenbaum das System Minix, parallel entstand das von Richard Stallmann gegründete GNU-Projekt (https://de.wikipedia.org/wiki/GNU-Projekt) und Linus Torvalds schrieb einen offenen Betriebssystemkern mit Hilfe von Minix, den er später Linux nannte.

GNU und Linux fanden schließlich 1991 zum ersten GNU/Linux (https://de.wikipedia.org/wiki/GNU) zusammen.

Die Geschichte von Linux ist auch hier sehr schön beschrieben: https://docplayer.org/2163739-Die-geschichte-von-linux.html

3.2 Distributionen

Es gibt nicht nur das eine Linux, mehrere sogenannte Distributionen „teilen sich den Markt“ und der Linux-Neuling steht da sicherlich vor einem Problem, welche dieser Distributionen für ihn geeignet ist.

Nicht nur das Grund-Linux ist auszuwählen, es gibt mehrere wie Debian, Ubuntu (selbst Debian-basiert), Arch, Red Hat, Slackware, etc…, auf denen diese Distributionen aufbauen, hinzu kommt auch noch die Wahl des Desktops, der Arbeitsoberfläche wie Gnome, KDE, Cinnamon, XFCE, Mate, Budgie, um nur die bekanntesten zu nennen.

In dieser Kombination entsteht dann die eigentliche Distribution wie z.B. Ubuntu/Gnome, Manjaro/KDE, Mint/Cinnamon, Open Suse Leap/KDE, Fedora/Gnome, MX/XFCE, Solus/Budgie, etc…

Man bekommt auch ein „Grund-Linux“ i.d.R. auch mit mehreren Desktops, z.B. Linux Mint mit Cinnamon, Mate oder XFCE, die man sogar parallel installieren kann; beim Anmelden entscheidet man sich dann erst, was man nutzen will.

Auf https://distrowatch.com/dwres.php?resource=family-tree ist eine Grafik zu den verschiedenen Distributionen zu finden, die sich an das Periodensystem der Elemente anlehnt.

Das sollte aber nicht abschrecken, Linux einmal auszuprobieren per USB-Live-Stick, wobei man sein eigenes Betriebssystem nicht zerstört; wie das genau geht, ist im Netz nachzulesen und nahezu jede Linux-Distribution bietet das an.

Auf https://distrowatch.com/ findet man auch ein Ranking der Seitenaufrufe der einzelnen Distributionen, was indirekt sicherlich auch die Beliebtheitsskala und möglicherweise auch die Anzahl der Installationen widerspiegeln kann.

Was man aber allgemein sagen kann ist, dass die Debian/Ubuntu – basierenden Linux-Systeme überwiegen.

4 Eigenschaften

Ich komme nun zu den Eigenschaften von Linux und man beginnt langsam zu erkennen, warum Linux so vorteilhaft ist.

4.1 Open Source

Der Begriff „open source“ stammt vom Begriff „Open Source-Software (OSS) ab und ist ein wichtiger Begriff in der IT-Welt und betrifft nicht nur Linux sondern auch viele Software, Anwendungen.

Wesentlich dabei ist:

  • Code, der der Öffentlichkeit zugänglich ist,
  • er darf angezeigt, verändert und verteilt werden,
  • er ist i.d.R. kostenlos (Gebühren können dennoch erhoben werden, meistens ist das aber nicht der Fall),
  • Nutzungsrechte ohne Einschränkung,
  • Zusammenarbeit,
  • Herstellerunabhängigkeit,
  • insbesondere ist Linux als open source ein „Gemeinschaftsprojekt“.

(U.a. aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Open_Source).

4.2 Die 4 Freiheiten

Dabei spielen auch die sogenannten 4 Freiheiten (definiert von der Free Software Foundation) eine Rolle (Quelle: https://dewiki.de/Lexikon/Freie_Software#Die_vier_Freiheiten)

Freiheit 0:

Die Freiheit, das Programm auszuführen, wie man möchte, für jeden Zweck.

Freiheit 1:

Die Freiheit, die Funktionsweise des Programms zu untersuchen und eigenen Bedürfnissen der Datenverarbeitung anzupassen.

Freiheit 2:

Die Freiheit, das Programm weiterzuverarbeiten und damit seinen Mitmenschen zu helfen.

Freiheit 3:

Die Freiheit, das Programm zu verbessern, und diese Verbesserungen der Öffentlichkeit freizugeben, damit die gesamte Gemeinschaft davon profitiert.

Die Kenntnis des Codes ist dafür zwingend erforderlich.

Linux unterliegt diesen 4 Freiheiten!

Anmerkung:
In der Freiheit 3 wird erwähnt: „…der Öffentlichkeit freizugeben…“.
Damit ist gemeint, dass der Code grundsätzlich weiter gegeben werden muss; das schließt auch ein, dass dafür eine Gebühr erhoben werden darf.

4.3 GNU GPL

Außerdem soll hier auch auf GNU GPL hingewiesen werden, eine Lizenz, die für Linux und sehr viele Software gilt: https://de.wikipedia.org/wiki/GNU_General_Public_License.

4.4 Zurück zur eingangs gestellten Frage

In der eingangs gestellten Frage, was man von einem Dienstleister, Handwerker erwartet, sind insbesondere die Begriffe Nachhaltigkeit, Unterstützung, Unabhängigkeit von großer Bedeutung und das inzwischen nicht nur privat sondern auch für sehr viele Firmen und Einrichtungen.

Man stelle sich vor, man hat in teure Geräte investiert, die mit proprietärer Software laufen und der Hersteller stellt seine Dienstleistung ein oder geht sogar schlimmstenfalls insolvent.

In dem Artikel https://newsroom.spectrum-ag.de/open-source-im-unternehmen/ wird sehr schön beschrieben, wie open source und damit auch Linux existentiell wichtig ist oder wird.

Anmerkung:

Natürlich ist das Linux, was als Grundlage für die in Kapitel 2 genannten Geräte verwendet wurde, open source und erfüllt die Eigenschaften von 4.1, 4.2, 4.3.

Einige Firmen ergänzen das Linux allerdings mit spezieller, unbekannter Software, so dass ihre Systeme nicht mehr als open source gelten.

So ist Android ebenfalls freie Software, allerdings werden Android-Geräte in den meisten Fällen mit proprietärer Software ausgeliefert, z.B. den Google-Diensten. (https://de.wikipedia.org/wiki/Android_(Betriebssystem))

5 Sicherheit

Die Behauptung, das Linux virenfrei und absolut sicher ist, ist natürlich falsch.

Es gab und gibt auch Viren, Schadsoftware, für Linux, jedoch ist aufgrund des Verbreitungsgrades von Linux und der Tatsache, dass es nicht nur ein Linux gibt, sondern verschiedene Distributionen, der Aufwand für den zu erstellenden Schadcode ziemlich hoch; die Masse, also Windows-Rechner, sind i.d.R. wesentlich „attraktiver“ für einen Angriff.

Und ich betone hier durchaus, dass auch Microsoft bei Windows sehr viel in Sicherheit investiert, alles andere ist für ein Unternehmen auch nicht akzeptabel; gleiches gilt auch natürlich für Google mit Android, Apple mit seinen Betriebssystemen (auch Unix basierend) und anderen Firmen/Betriebssystemen…

Dennoch gibt es außer den bereits genannten noch weitere Gründe, die Linux in puncto Sicherheit vorteilhafter machen:

  • Man hat Zugriff auf den Quellcode, d.h. Fehler und Sicherheitslücken werden schneller erkannt, auch weil nicht nur ein Entwicklerteam einer Firma sondern viele Personen unabhängig Linux betreuen.
  • Es gibt eine strenge Trennung zwischen Administratoren und Anwendern.
  • Es gibt ein strenges Berechtigungskonzept, und das Virus benötigt „Root-Rechte“, um Schaden anzurichten.

Die Frage, ob man dennoch einen Virenscanner für Linux braucht, muss dennoch mit „ja“ beantwortet werden und zwar mindestens aus diesen Gründen:

  • Man kann durch eine zugeschickte Datei, beispielsweise ein Excel-Sheet, Schadcode als Wirt beherbergen, auch wenn die Excel-Datei z.B. in LibreOffice geöffnet, nichts weiter anrichtet, da der Code so nicht ausführbar ist, aber man kann dieses Sheet ja auch wiederum weitergeben.
  • Bei Online-Banking steht i.d.R. in den AGB sinngemäß, dass man sein System aktuell und sicher halten muss, also Betriebssystem-Updates installieren soll und dazu gehört auch sicherlich ein aktuell gehaltener, aktiver Virenscanner. Meiner Meinung nach würde ein Richter das im Zweifelsfall ebenso beurteilen. (Unter Linux empfiehlt sich da der kostenlose ClamAV, open source, oder mit grafischer Oberfläche als ClamTK).

Zusammenfassen darf man feststellen, dass Linux „relativ sicher“ ist, aber eben nicht „absolut sicher“.

Weitere Informationen findet man u.a. auch beim BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik); einfach auch mal dort „stöbern“, insbesondere folgende Seite bzgl. Sicherheit: https://www.bsi.bund.de/DE/Themen/Verbraucherinnen-und-Verbraucher/Informationen-und-Empfehlungen/Cyber-Sicherheitsempfehlungen/cyber-sicherheitsempfehlungen_node.html

6 Besonderheiten, Stärken

Ich komme nun zu den Eigenschaften, die Linux besonders machen und wo es seine Stärken ausspielt.

  • Linux unterstützt alte Hardware und läuft ebenso akzeptabel flink wie auf neuer Hardware, dabei ist es ressourcenschonend, d.h. es braucht (je nach Distribution) nicht viel Hauptspeicher (Memory) oder Plattenplatz.
  • Es lässt sich einfach und schnell installieren; zum Ausprobieren kann man einen USB-Live-Stick erstellen; viele Hardwareplattformen werden unterstützt und es läuft dort stabil.
  • Rettungssysteme als Live-Systeme vom USB-Stick ermöglichen Reparaturen von außen am System, auch für Windows, falls mal was nicht mehr richtig funktioniert, und können z.B. Virenscans durchführen.
  • Die Geschwindigkeit von Linux bleibt immer gleich schnell und nimmt mit der Zeit nicht ab, d.h. Booten und Betrieb bleiben diesbezüglich konstant.
  • Es gibt kein „Zumüllen“ und ebenso keine nennenswerte Defragmentierung des physischen Speichers, d.h. Dateien werden nicht nennenswert „zerstückelt“ abgelegt, was immer auch in die Laufzeit geht.
  • Software lässt sich schnell und sicher aus den zur Verfügung stehenden Bibliotheken installieren und auch wieder sauber deinstallieren (Paketverwaltung); es gibt massig kostenlose Software, sehr oft auch als open source. Dabei werden System und Software einheitlich aktualisiert und nicht jede Aktualisierung führt zu einem Neustart.
  • Die meisten Prozesse können gestoppt und wieder gestartet werden ohne Neustart des Rechners (wichtig für Server im Internet).
  • Der Betrieb eines Rechners kann ohne grafische Oberfläche (GUI) stattfinden, alles kann in Terminals erledigt werden, was auf Servern „normal“ ist. Sogenannte Shell-Skripte erledigen in einem Terminal einfache und umfangreichere Aufgaben. (Ein Linux-Server ist i.d.R. nur für wenige Aufgaben vorgesehen und braucht deshalb keine GUI, den Administratoren reicht meistens ein Terminal).
  • Linux ist in einer hierarchischen, baumartigen Struktur organisiert; jeder Anwender hat sein persönliches Verzeichnis, seine Daten, in dem \home-Verzeichnis unter seinem Benutzernamen, sauber getrennt von anderen Anwendern. Dabei können die jeweiligen Daten gegenseitig nicht einsehbar und nicht veränderbar gemacht werden.
  • Mehrere Arbeitsflächen ersetzen mehrere Bildschirme und können einfach, z.B. durch Bewegung des Mausrades angesteuert werden.
  • Fehlt die Namenserweiterung einer Datei, kann Linux dennoch das richtige Programm zum Öffnen/Bearbeiten dieser Datei finden.

Was einfach „Spaß“ macht, ist die saubere, klare Struktur des kompletten Systems mit der Organisation der Dateiverzeichnisse für das System selbst und für die angelegten Anwender/Benutzer.

Und ohne die „Root-Rechte“, also dem administrativen Recht, im System und für die Anwender „Dinge zu tun“, ist ein hohes Maß an Sicherheit bei der Benutzung gegeben. (Natürlich sollte der Administrator wissen, was er tut, wenn er mit diesem Sonderrecht unterwegs ist).

7 Schlussbemerkung

Ich hätte sehr gerne auch direkt Bilder eingefügt; es ist aber so, dass Bilder i.d.R. urheberrechtlich geschützt sind und nicht ohne Zustimmung genutzt werden dürfen.

Bilder müssen der Creative-Commons-Lizenz unterliegen (wie der Pinguin „Tux“ als Handwerker oben, Tux ist das Linux-Maskottchen), wenn sie frei für den Gebrauch sind, leider habe ich keine gefunden; stattdessen sind entsprechende Links angegeben.

Das gilt auch für Videos, und auf dem LPD hätte ich gerne eine Dokumentation von ZDFinfo gezeigt, die einige Fakten aus der IT-Welt darlegt, die sich ein wenig auch in diesem Artikel widerspiegeln; das ZDF hat auf meine Anfrage um eine Abspiel-Erlaubnis leider überhaupt nicht reagiert.

Da es meiner Meinung nach aber sehenswert ist, hier der Link dazu, um es selbst zu tun:

https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/nackt-im-netz–hacker-gegen-ueberwachung-102.html

8 Quellen

Folgende Quellen, falls zuvor nicht direkt angegeben, wurden ebenfalls benutzt:

Vielen Dank für das Interesse und ich hoffe, es hat Euch/Ihnen ein wenig gefallen und geholfen, Linux besser einzuschätzen!

Wolfgang

Nachtrag, gerade sehr aktuell: Schleswig-Holstein stellt auf open source um:

https://linuxnews.de/2021/11/schleswig-holstein-macht-ernst-mit-open-source/

Also, geht doch…